Umfassende Bereiche:
Harald Werner: Mythos und Realität der Erwerbsarbeit, Mainz 1992 -
Realistische Situationsbetrachtung:
Der Gesellschaft geht die bezahlbare Arbeit aus.
prinzipielle Situation: Die Produktivkraft der Arbeit ist so
hoch, daß nicht mehr die Mehrheit der Menschen ihre Lebenszeit
"auf Arbeit" verbringen müßte. (Daß
also auch Zeit für häusliche Pflege wäre - wenn
eine materielle Absicherung gegeben wäre). 1. These: Das Maß an Erwerbsarbeit reicht aus, um die nur mit organisierter Arbeit produzierbaren Güter in ausreichender Menge herstellen zu können.
d.h. Es sind genug materielle Existenzmittel da für das Leben
aller Menschen auf der Erde. (Wenn die derzeitige Verschwendung
in Rüstung,Werbung,Kapitalzinsbedienung... wegfällt).
Dies ist eine Realität und als solche setzt sie sich bekanntermaßen auch spontan durch, auch wenn wir das nicht kapieren wollen. Es ergibt sich der Widerspruch, daß die alte Ethik "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen" sich so durchsetzt, daß der Zugang zu allen Existenzmitteln abhängig gemacht ist von der Arbeitsleistung (Anwartschaftszeiten für Arbeitslosengeld, Abhängigkeit von Einzahlungen aus Lebensarbeitszeit...) - daß aber die Möglichkeit, sich durch Arbeit solche Leistungen "zu verdienen", rapide abnimmt : 25% der europ. Jugendlichen sind arbeitslos !!!
Dieser Widerspuch muß gelöst werden. a) Schaffung von mehr Erwerbsarbeitsplätzen?
Was ist wahrscheinlicher:
b) Polarisierung: ein kleiner Teil
der Menschen wird als hochqualifizierte, motivierte, kreative
Arbeitskräfte für die moderne Technologie gebraucht
und "gepflegt" - der größere Teil der Menschen
rutscht ab in ungesicherte,"flexible" Arbeitsverhältnisse
und die Arbeitslosigkeit, aus der heraus er im Dienstleistungsgewerbe
helfen soll, die Schäden der modernen Gesellschaft wieder
zu beheben. Wenn man das verhindern will - muß man nach vorn sehen, einen Ausweg vorn suchen, nicht ein Zurück zu sozialstaatlicher Versorgung, die nur bei Aufteilung eines wachsenden Kuchens möglich war. Der Kuchen wächst aber nicht mehr.
Weiteres Wirtschaftswachstum sollte man auch gar nicht mehr wollen,
denn es wäre ökologisch verheerend! c) Durchbrechen des fehlerhaften Kreislaufs : Arbeit, die eigentlich nur noch zur Kapitalvermehrung gemacht wird im Tausch gegen Existenzmittel -->
Entkopplung Erwerbsarbeit - Zugang zu wichtigsten
Existenzmitteln Das Grundproblem ist als nicht: Wer bezahlt das Existenzgeld - sondern: Wie werden die Reichtümer dieser Erde verteilt? --> die Menschen könnten also mit viel weniger Erwerbsarbeit (oder gar keiner) ausreichend mit Gebrauchsgütern versorgt werden (Arbeitsproduktivität ist so hoch). - können sie leben ohne Erwerbsarbeit? Wozu könnte der Mensch die Arbeit noch brauchen außer zur Erzeugung notwendiger Güter? übliche Antwort: zur Emanzipation des Menschen, ohne Arbeit ist der Mensch kein Mensch - siehe menschlich verfallende Arbeitslose, Umfragen etc. Wer kann so reden? Wer selber das außergewöhnliche Glück hat, eine bezahlte Arbeit zu haben, in der er sich wirklich emanzipieren kann, wie z.B. Gesellschaftswissenschaftler o.ä.
Dies trifft aber nicht für die Massen der Menschen zu !!
2.These:
Es ist gar nicht die Erwerbsarbeit, die der Mensch
zur Emanzipation braucht, sondern eine für sich und die Gesellschaft
sinnvolle Betätigung, in der er seine Fähigkeiten und
Kräfte in und mit der Natur und der Gesellschaft entwickeln
kann. Dies ist Arbeit im marxistischem Sinne.
(siehe H.Werner S.14ff., und Prof.Eschke) Einer solchen Tätigkeit kann sich der Mensch aber nur widmen, wenn er der Sorge um das tägliche Brot enthoben ist.
Dann erst besteht überhaupt die Chance,
auszuprobieren, ob die Mehrheit der Menschen dann dauerhaft rumgammeln
würde - oder ob (fast) jeder Mensch das Bedürfnis nach
sinnvoller Selbstbetätigung hat. Das Ganze kann man natürlich eigentlich nur "ausprobieren", wenn die Gesellschaft dabei nicht verhungert, weil vielleicht doch zu wenige arbeiten.
Deshalb besteht die Chance dazu erst, wenn "die Surplusarbeit
der Masse (aufgehört hat), Bedingung für die Entwicklung
des allgemeinen Reichtums zu sein..." (Marx in den "Grundrissen...").
Wenn man in einer Öko-Kommune auf das Produktivkraftniveau des Mittelalters zurückfätt, dann ist dem natürlich nicht Genüge getan.
Und wenn in einigen Kommunen heute die körperliche, handwerkliche
Arbeit so verabsolutiert wird, daß in ihr wie in den mittelalter-lichen
Klöstern ein "Gottesdienst" gesehen wird, dann
hat das natürlich wenig mit dem zu tun, was Marx fordert:
daß nämlich die "freie Entwicklung der Individualitäten
jetzt das Ziel" sein kann und das Maß des Reichtums
"keineswegs mehr die Arbeitszeit, sondern die disposible
time" (ebenda). Das verhindert doch aber nicht, daß es Synthese geben könnte von einer angepaßten Entwicklung moderner Produktivkräfte und neuer gesellschaftlicher Strukturen (dezentral-vernetzt). Z.B. sind Computer unabdingbar zur Gestaltung der notwendigen Vernetzung.
Dezentrale Energieversorgung geht auch nicht mit Holzöfen...
Damit hat sich aber der Kreis geschlossen zur ersten These.
Angesichts der objektiven Grenzen der Ausweitung produktiver Tätigkeit
auf diesem Planeten (begrenzte materielle Bedürfnisse und
Grenzen der Ausbeutbarkeit des Planeten) kann man heute mehr denn
je auf eine Zukunft hinarbeiten, die eine historisch völlig
neue Lösung des angesprochenen Widerspruchs bedeutet. Und wir haben Ansätze dazu gefunden.
Daß wir bei uns selbst mehr Zweifel und Gegenargumente finden
als Mut zum Anpacken dieser Visionen - hilft uns vielleicht auch
zum Verständis,warum es bei der Mehrheit derMenschen linke
Ausbruchsvorschläge aus den Widersprüchen so schwer
haben.
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Siehe auch: