Thesen zur Strategie

Veränderte Rahmenbedingungen:

  • Casino-Kapitalismus:
Die Produktion von Gütern und (Nicht-Finanz-)Dienstleistungen kann nicht mehr Mehrwert schöpfen als die (prinzipiell unbegrenzte) spekulative Erwartung auf zukünftige Ausbeutungen bereits aus der Zukunft in die Gegenwart "zieht". Mit den Renditen aus der "bestohlenen Zukunft" muß jede Produktion konkurrieren.

  • Revolutionen der Managementkonzepte:
Nicht-Finanz-Wirtschaft versucht, die gesteigerten Renditeerwartungen durch intensivere Ausbeutung der lebendigen Arbeit als einzigster Mehrwertquelle zu erfüllen.
(gleichzeitig: Marktsättigung etc..., aber dies ist nur ein untergeordnetes Problem, weil ja nicht für die Marktbefriedigung produziert wird, sondern für Extraprofite, die mit gesellschaftlich durchschnittlichen Profiten aus dem Casinokapitalismus konkurrieren müssen.)

  • Die Rolle des Kapitalisten:
Während die Rollenverteilung zwischen Kapitalist und Arbeiter früher dadurch gegeben war, daß der eine die Produktionsmittel besaß, der andere nur seine Arbeitskraft, so besitzen die Menschen heute oft beides, jedoch der Kapitalist gewinnt seine bestimmende Rolle durch exklusive Zugangsmöglichkeiten zur Vermarktung der Arbeitsprodukte. Dies verdeutlicht endgültig, daß es nicht nur darum gehen kann, die Eigentumsverhältnisse an Produktionsmitteln zu verändern, sondern Zweck, Inhalt und Organisation der kapitalistischen Produktion insgesamt zu kritisieren und abzuschaffen.

Die schlechte Nachricht:

Die Gebundenheit der Arbeit an Kapitalverwertung wird immer offensichtlicher:

(Potentielle) Arbeitskräfte sind nicht mehr nur für die Produktion der Güter verantwortlich, sondern sogar für die Verwertung ihrer Arbeit.

Die gute Nachricht:

Das Kapital braucht (und fördert gezwungenermaßen) das Selbstentfaltungspotential der Menschen!

Das verschärft den historischen Widerspruch zwischen Verwertungszweck
und Selbstentfaltungspotential der Menschen !!!

Schlußfolgerungen:

® Widerspruch zwischen kapitalistischem Verwertungszweck und Selbstentfaltungsmöglichkeiten deutlich machen, zuspitzen, "überschießende Effekte" freisetzen:

  • In Unternehmen (Gewerkschaften) derartige Widersprüche offensiv angehen, auf neuentwickelte Fähigkeiten (Teamwork, Selbstmanagement) zurückgreifen, sie "gegen" ihre Verursacher nutzen...
  • Arbeit: Unterscheidung zwischen fremdbestimmter, meist unökologischer, nichtemanzipativer Lohnarbeit und selbstbestimmten, emanzipativen Arbeitsformen !
    (Die Offensichtlichkeit der Arbeitszielsetzung (Kapitalverwertung statt Bedürfnisbefriedigung) läßt uns Illusionen abschütteln, die Arbeit in dieser Gesellschaft könne noch viel mit der "Selbsterzeugung der Gattung Mensch" und ihrer Individuen zu tun haben.)
  • "New Work": Aspekt der "Berufungsarbeit" stärken: "tun, was ich wirklich, wirklich will"
  • Tauschringe: nicht wertförmige gegenseitige Bedürfnisbefriedigung ausweiten (Bewußtseinswandel ist wichtiger als Umsatz!)
  • Wohnen: nicht warenförmige Wohnmöglichkeiten fördern (z.B. Stiftung FreiRäume der Bewegung "Umweltschutz von unten")
  • Gesamtgesellschaftliche Alternative (konkrete Utopie) einer dezentral-vernetzten Wirtschafts- und Lebensweise entwickeln
  • Freie Softwareentwicklung als Keimform für Arbeitsweise und Organisationsform dieser konkreten Utopie auswerten und unterstützen.
 

 


Zum ausführlichen Text

[Homepage] [Gliederung]




- Diese Seite ist Bestandteil von "Annettes Philosophenstübchen" © 1999 - http://www.thur.de/philo/sopofo99b.htm -